Vor allem die Heizung ist ein Kostenfaktor, aber auch Haushaltsgeräte fressen Strom - und Geld. So mancher fragt sich deshalb: Lohnt sich neue Haustechnik, Stichwort "Smart Home"? Welche Finanzierungsmöglichkeiten stehen Immobilienbesitzern dafür zur Verfügung? Antworten gab es bei einer Telefonaktion dieser Zeitung von zwei Experten: Dirk Schüssler (Verband der privaten Bausparkassen) und Dipl.-Ing. Hans Schwender (Obermeister beim Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik). Die beiden wissen aus ihrer täglichen Beratung: "Rund 80 Prozent des Energieverbrauchs entfallen in einem durchschnittlichen Haushalt auf Heizung und Warmwasser, zwischen zehn und 20 Prozent auf Strom und Haushaltsgeräte." Solide Finanzierung wichtig Hausbesitzer, die dauerhaft Energie sparen möchten, setzen deshalb auf eine neue Heizung, neue Fenster, eine optimierte Dämmung oder energiesparende Haushaltsgeräte. Wer hier kein böses Erwachen erleben wolle, müsse sich im Rahmen einer energetischen Sanierung um eine solide Finanzierung kümmern. Vor allem die Heizung sei ein Kostenfaktor. Neue Öl- oder Gasbrennwertkessel seien besonders sparsam, da sie auch die Wärme nutzen, die bei konventionellen Anlagen entweicht. Noch moderner seien Brennstoffzellen-Heizungen, die an das Erdgasnetz angeschlossen werden und per Brennstoffzelle Strom und Wärme erzeugen. Wichtig sei es, Energieträger, Heizkessel und Heizkörper stets gut aufeinander abzustimmen, um den Verbrauch dauerhaft zu senken. "Mit richtigem Heizen und Lüften oder programmierbaren Thermostaten lassen sich die Heizkosten zusätzlich reduzieren", sagen die Experten. Energieberater einbeziehen In Anbetracht der anfallenden Sanierungskosten sei eine Modernisierungsrücklage für Immobilienbesitzer empfehlenswert. Vor Sanierungsbeginn sollte ein Energieberater hinzugezogen werden, der das Energieeinsparpotential des Gebäudes berechnet und lohnenswerte Sanierungsmaßnahmen aufzeigt. Energieberater unterstützen Haushalte auch bei der Reduzierung der Stromkosten und erläutern, welche Haushaltsgeräte "Stromfresser" sind. Fördergelder vom Staat Fördergelder gibt es laut Experten vom Staat: Erhältlich sei ein Förderkredit von der KfW-Bank mit bis zu 100 000 Euro, wenn das Gebäude zu einem Effizienzhaus saniert wird und einen bestimmten energetischen Standard erreicht. Die Anträge müssen vor Sanierungsbeginn über die Bausparkasse oder Hausbank gestellt werden. Alternativ bezuschusse die KfW energetische Einzelmaßnahmen, zum Beispiel den Austausch der Heizung, mit bis zu 18 750 Euro.Kühl- und Gefrierschränke, Waschmaschine oder Geschirrspüler machen in manchen Haushalten bis zu 45 Prozent des gesamten Energiebedarfs aus. Hier sei das Einsparpotenzial groß. Als Faustregel nennen die Experten: "Elektrogeräte, die älter als zehn Jahre sind, verbrauchen so viel Strom, dass man sie durch moderne Modelle ersetzen sollte." Orientierung biete die Energieeffizienzklasse von A+++ bis G. Licht steuern via Handy Entscheidend für den Stromverbrauch sei aber nicht das Gerät allein, sondern auch die Einstellung und Nutzung. Hier komme Smart Home ins Spiel: "Die Technik kann alles steuern von der Alarmanlage über Beleuchtung, Heizung, Haushalts- sowie Unterhaltungsgeräte", erklären Schüssler und Schwender. "Und zwar durchaus auch ferngesteuert per Internet, Festnetz oder Handy." Die Anschaffung hänge neben dem persönlichen Geldbeutel auch von der zu erwartenden Nutzungsdauer ab, könne aber gerade Senioren eine Erleichterung bringen. "Im Zuge der altersgerechten Sanierung stellt Smart Home nach Ansicht der KfW eine sinnvolle Ergänzung dar und wird, wenn als Assistenzsystem integriert, staatlich gefördert." Im Folgenden lesen Sie eine Zusammenfassung der wichtigsten Fragen und Antworten unserer Telefonaktion. Im Frühjahr haben wir unsere alten Holzfenster ausgetauscht. Nun ist unsere Heizung kaputt. Wie erhalten wir das hierfür notwendige Kapital? Fragen Sie bei Ihrer Bausparkasse oder Hausbank nach einem Sofortdarlehen, das Sie für den Austausch der Heizung einsetzen können. Wir verkaufen das Haus meiner Mutter. Brauchen wir einen Energieausweis und wo erhalten wir diesen?Bei Verkauf oder Vermietung muss der Eigentümer einen Energieausweis vorlegen, um Kaufinteressenten über die Höhe der anfallenden Energiekosten zu informieren. Der Käufer oder Mieter erhält zudem auch eine Kopie des Ausweises. Wenden Sie sich an einen qualifizierten Energieberater, der Ihnen einen solchen Ausweis ausstellt.Wir möchten auf erneuerbare Energien setzen. Wäre eine Wärmepumpe für uns geeignet und was kostet das? Besonders gut geeignet sind Wärmepumpen für Gebäude mit einem Heizleistungsbedarf unter zehn Kilowatt. Diesen Bedarf haben beispielsweise Neubauten, die nach den Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) entstehen. Eine Luftwärmepumpe kostet etwa 12 000 Euro, eine Erdwärmepumpe bis zu bis 25 000 Euro. Ich möchte mein Gebäude von Grund auf sanieren und weg von der alten Nachtstromspeicherheizung. Welche Alternativen gibt es? Netzgebunden bietet sich zum Beispiel Fernwärme an. Liegt Gas in der Straße, würde sich auch ein Brennwertgerät anbieten. Möchte man sich lieber netzunabhängig versorgen, eignet sich die regenerative Alternative eines Holz-Pelletkessels, Stückholzkessels oder eine Hackschnitzelanlage. Eine weitere fossile Variante der netzunabhängigen Versorgung ist auch die Ölbrennwertanlage oder eine Flüssiggasbrennwertanlage. Unter bestimmten Voraussetzungen eignet sich auch eine Wärmepumpe. Auch besteht die Kombinationsmöglichkeit mit einer solarthermischen Anlage, einem Blockheizkraftwerk (BHKW) oder einer Photovoltaik-Anlage. Lohnt sich eine neue Haustechnik überhaupt? Neue Haustechnik oder eine energetische Gebäudesanierung kosten selbstverständlich Geld. Wie hoch die Kosten sind, hängt vom jeweiligen Gebäude und den eingesetzten Techniken ab. Sanierungsmaßnahmen sollten sich grundsätzlich an den Lebenszyklen der Bauteile orientieren. Um Einspareffekte zu benennen und sinnvolle Sanierungsmaßnahmen zu entwickeln, sollte vor Beginn der Planungen eine Energieberatung in Anspruch genommen werden.Welche Vorteile bringt mir ein digitaler Stromzähler?Mit einem digitalen Stromzähler kann man online via Computer seinen Stromverbrauch beobachten. Er hilft nicht nur die Kosten zu kontrollieren, man kann damit auch Stromfresser in den eigenen vier Wänden ermitteln und gute Tipps zum Stromsparen abrufen. Gehört zu einem vernetzten Haus unbedingt ein neue Stromleitung?Nicht unbedingt. Sollte man aber ein Smart Home planen, stehen alle strom- und datenführenden Leitungen auf dem Prüfstand. Dies gilt vor allem bei älteren Bestandsbauten. Denn ein Ausfall von Internet und Strom lässt sich nur bedingt abpuffern. Ist ein Smart Home teuer?Die Einzelkomponenten für das Hausnetz, wie Sensoren oder Server, sind relativ preiswert. Eine zertifizierte Alarmanlage dagegen hat ihren Preis. Zudem benötigt man intelligente Endgeräte, die sich in das Hausnetz einbinden lassen.Meine Frau ist immer zu Hause. Lohnt sich ein Smart Home für uns?Das lässt sich so schwer beantworten. Will man zum Beispiel zielgenau Energie einsparen und sich bei Abwesenheit nicht auf Freunde oder Nachbarn verlassen, kann sich der Einsatz eines vernetzten Haushalts langfristig rechnen bzw. macht das ein oder andere komfortabler.Wir überlegen Bad und Küche fürs Alter umzubauen. Gibt es Kochherde, die uns im Smart Home automatisch das Essen bereiten, sollten wir krank sein?Ohne Vorbereitung einer Mahlzeit wird es nicht gehen. Aber dennoch ließen sich Abläufe vereinfachen oder automatisieren, indem man zum Beispiel vom Bett aus den Herd an- und ausschalten oder mit dem selben Handy bzw. Tablet-Computer medizinische Hilfe anfordern oder koordinieren kann. Ich möchte meine Heizung auf erneuerbare Energieträger umstellen. Gibt es dafür eine Förderung?Für die Installation einer neuen, regenerativen Heizung kann man Zuschüsse vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) beantragen. Auch die KfW-Bank hält zinsgünstige Darlehen oder Zuschüsse bereit. Wenn die energetische Sanierung umfassender ist, bietet sich auch ein Bausparvertrag an. Wir möchten unser Haus verkaufen und brauchen dafür einen Energieausweis. An wen wenden wir uns da und was kostet das?Energieausweise dürfen nur von zertifizierten Energieberatern ausgestellt werden. Sie sollten mit Kosten von rund 450 Euro plus Mehrwertsteuer rechnen. Für den Verbrauchsausweis wird lediglich der Energieverbrauch der zurückliegenden Jahre herangezogen. Hier liegt der Preis bei etwa 150 Euro plus Mehrwertsteuer.Gibt es Zuschüsse für die Beratung durch einen Energieberater?Ja. Die KfW-Bank erteilt durch einen Baubegleitungszuschuss und das Bafa über das Programm "Vor-Ort-Beratung" Zuschüsse für die Energieberatung. Unser Haus benötigt eine neue Heizung. Allerdings zögern wir noch, da man immer wieder hört, dass sich Sanierungen nicht rechnen. Was empfehlen Sie uns?Der Austausch einer alten, ineffizienten Heizung kann durchaus lohnenswert sein. Wichtig: Achten Sie beim Einbau und Anschluss der Anlage auf die sorgfältige Planung und eine saubere Bauausführung, um zu vermeiden, dass die Anlage über- oder unterdimensioniert ist. Beziehen Sie die voraussichtliche Nutzungsdauer in Ihre Kalkulation mit ein.Unsere Öl-Heizung ist 30 Jahre alt. Wir wollen sie austauschen und interessieren uns für eine Gasbrennwerttherme in Kombination mit Solarthermie. Was kostet das?Eine Gasbrennwertheizung ohne Warmwasserspeicher ist für maximal 4000 Euro erhältlich. Bei Bedarf kommt noch ein Wasserspeicher hinzu. Plus: Die Betriebskosten einer Gasheizung sind gering, da die Geräte oft wartungsarm sind. Zur Warmwasserbereitung ist je nach Kollektorenart, das heißt, Flachkollektoren oder Röhrenkollektoren, nochmals mit rund 4000 Euro zu rechnen. Beziehen Sie einen Energieberater ein, der Sie berät und die besten Optionen aufzeigt.Gehören Leitungen auch zur Haustechnik und müssen sie eventuell erneuert werden? Auch Elektro-, Gas- und Wasserleitungen gehören zur Haustechnik. Nach den "Technischen Regeln für Gasinstallation" wird alle zwölf Jahre eine Dichtigkeitsprüfung der Gasleitung empfohlen. Wasserleitungen aus Blei dürfen laut Trinkwasserverordnung nicht mehr benutzt und müssen ausgetauscht werden. Zudem lauern bei älteren Rohren Keime und Ablagerungen. Für ältere Stromleitungen gilt ähnliches: Sie sind nicht auf den heutigen Energiebedarf ausgelegt. So fehlt es oft an Steckdosen und vor allem Schutzschaltern. Unter Putz wird die Isolierung im Altbau zudem oft unzureichend sein, weshalb sich ein Austausch der Elektroleitungen bei Bestandsbauten meist sehr empfiehlt.Ist eine Modernisierung der Heizung auch im Winter möglich?Man kann den Heizungswechsel auch während der Heizperiode durchführen, ohne frieren zu müssen. Auch die Warmwasserversorgung wird nur für kurze Zeit unterbrochen.Ich interessiere mich für die neue Technik, mit der man sein Haus per Fernbedienung steuern kann. Was steckt dahinter?Hier sprechen wir von einem "Smart Home". Das ist allerdings noch nicht durch Wlan alleine erreicht, sondern erst durch die Vernetzung von zum Beispiel Haushalts- und Sicherheitstechnik mittels Server. Am Ende steht meist die Fernbedienung per Handy oder Tablet durch eine entsprechende App, womit man Hausabläufe auch von unterwegs steuern und kontrollieren kann.Gibt es auch staatliche Förderung für Smart Home?Ein interaktives Haus wird von der KfW zum Beispiel im Rahmen des Einbruchschutzes sowie als Assistenzsystem beim altersgerechten Umbau gefördert. Inwieweit "Fördertöpfe" gekoppelt werden können, erfährt man bei der Bank, über die auch vor Beginn der Maßnahme die Anträge gestellt werden. Auskünfte zu einem Darlehen gibt es ebenfalls dort, denn alleine der Einbruchschutz kostet sein Geld.