Klaviere, die schon Franz Liszt begeisterten

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Udo Schmidt-Steingraeber spielt gern auf dem 140 Jahre alten "Liszt-Flügel". Er ist das Schmuckstück des Rokoko- und Kammermusiksaals im 1754 errichteten Steingraeber-Haus. Foto: Matthias Hoch
Udo Schmidt-Steingraeber spielt gern auf dem 140 Jahre alten "Liszt-Flügel". Er ist das Schmuckstück des Rokoko- und Kammermusiksaals im 1754 errichteten Steingraeber-Haus. Foto: Matthias Hoch
Steingraeber baut drei Piano- und fünf Flügelmodelle. Das größte und teuerste ist mit 150 000 Euro der Konzertflügel E-272 (Foto). Er zeichnet sich "durch eine klangreflektierende Zarge und eine schnelle Spielart aus" und wird von vielen Pianisten als Spitzenkonstruktion gewürdigt. Bei einem Test von elf Konzertflügeln hieß es über den E-272: "Zur Interpretation von Bach, Mozart und Beethoven findet man heutzutage schwerlich Besseres." Er steht unter anderem im Teatro Nacional Ecuador, im Kon...
Steingraeber baut drei Piano- und fünf Flügelmodelle. Das größte und teuerste ist mit 150 000 Euro der Konzertflügel E-272 (Foto) ...
Steingraeber baut drei Piano- und fünf Flügelmodelle. Das größte und teuerste ist mit 150 000 Euro der Konzertflügel E-272 (Foto). Er zeichnet sich "durch eine klangreflektierende Zarge und eine schnelle Spielart aus" und wird von vielen Pianisten als Spitzenkonstruktion gewürdigt. Bei einem Test von elf Konzertflügeln hieß es über den E-272: "Zur Interpretation von Bach, Mozart und Beethoven findet man heutzutage schwerlich Besseres." Er steht unter anderem im Teatro Nacional Ecuador, im Kon...
 
 
Unsere Bildergalerie zeigt Eindrücke aus der Manufaktur Steingraeber & Söhne in Bayreuth. Die Klaviere und Flügel werden ausschließlich von Fachleuten gefertigt - und komplett in Handarbeit. Foto: Matthias Hoch
Unsere Bildergalerie zeigt Eindrücke aus der Manufaktur Steingraeber & Söhne in Bayreuth. Die Klaviere und Flügel werden ausschließlich von Fachleuten gefertigt - und komplett in Handarbeit. Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
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Firmenchef in sechster Generation ist Udo Schmidt-Steingraeber. Foto: Matthias Hoch
Firmenchef in sechster Generation ist Udo Schmidt-Steingraeber. Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
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Firmenchef Udo Schmidt-Steingraeber prüft im Trockenraum die Temperatur am Holz. Foto: Matthias Hoch
Firmenchef Udo Schmidt-Steingraeber prüft im Trockenraum die Temperatur am Holz. Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
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Die Flügel und Klaviere der Bayreuther Manufaktur Steingraeber & Söhne haben weltweit einen Namen. Handarbeit und Export sind das Erfolgsrezept.

Vom Gabelstapler, dessen Greifarm in den 100 000-Euro-Flügel rammte. Von Tönen mit glitzernden Farben. Von Tastaturen aus 10 000 Jahre altem Mammut. Von alldem und gefühlt Millionen weiteren Fakten, Aspekten und Anekdoten erzählt Udo Schmidt-Steingraeber, während er mit strahlenden Augen sein Reich zeigt. Der 61-Jährige klettert in den Trockenschrank und posiert am Liszt-Flügel, er lobt seinen Saitenspinner und scherzt mit dem Spediteur. Er lebt für sein Unternehmen, das vor Tradition nur so strotzt: Seit 1980 ist er in sechster Generation Geschäftsführer der Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne, die seit 1852 in einem Rokokopalais in Bayreuth residiert.


150 000 Euro für einen Flügel

Öffnet man die Tür zum Verkaufssalon im Erdgeschoss des repräsentativen Gebäudes, betritt man eine andere Welt. Man passt sich dem historischen Ambiente an und schreitet respektvoll über knarzende Parkettböden durch Räume voller Klaviere und Flügel. Auch Instrumente anderer Hersteller stehen in der Ausstellung - nicht jeder kann sich ein Stück aus der Manufaktur leisten. "Unser günstigstes Klavier kostet 23 000 Euro, der teuerste Flügel 150 000 Euro", sagt Schmidt-Steingraeber.
Das ist nun mal der Preis, wenn die Fertigung so abläuft, wie sie im Nachbargebäude (auch bei öffentlichen Führungen) zu sehen ist. "Alles Handarbeit", erklärt Schmidt-Steingraeber, läuft voran und öffnet schwungvoll eine Tür nach der anderen. Hinter jeder steckt eine Werkstatt und erneut eine andere Welt, hinter jeder zeigt er sich als nahbarer und sachkundiger Chef. Gesprächsfetzen fliegen hin und her, sie sind wie eine kleine Familie - bei nur 35 Mitarbeitern kennt man einander.
Allein 24 sind über vier Stockwerke verteilt in der Fertigung beschäftigt, wo es überall nach Handwerk riecht. "Wir verwenden ausschließlich altes Holz und natürliche Materialien. Und wir arbeiten wie im 19. Jahrhundert", sagt Schmidt-Steingraeber und lächelt, was er gern und mit funkelnden Augen tut, während er die Worte mit seinen Händen gestenreich untermalt. "Das Procedere ist ein Anachronismus. Auf der einen Seite das klassische Handwerk, auf der anderen Seite Innovationen." Eine keramikbelegte Tastatur zum Beispiel oder ein Bluetooth gesteuertes Pedal für Rollstuhlfahrer, jeweils mit Preisen ausgezeichnet.


Töne in glitzrigen Farben

Dem Besucher schwirrt bald der Kopf bei all den Details. Es geht um Zargenbiegen, das Klopfen von Draht, das Spinnen von Saiten. "Arbeiten, die man später nicht sieht." Es geht um Holz, das in den Nordalpen auf 1000 Metern Höhe windstill wachsen und vier Jahre lang trocknen muss. "Damit bekommt man glitzrige Farben in den Tönen", schwärmt Schmidt-Steingraeber. Und darum geht es schließlich - um den Klang. Der Anspruch ist hoch: "Ich will den Schmelz von Schubert rauskriegen oder Rauchschwaden vom Blues."


Berühmte Kunden und Standorte

Am Ende haben die Instrumente 88 Tasten, drei Pedale, eine Normhöhe von etwa 1,20 Meter und sind schwarz poliert. Im Inneren steckt eine Mechanik mit 6500 Einzelteilen. Die Saiten kann ein Pianist nicht selbst stimmen, weshalb bei Konzerten immer ein Techniker vor Ort ist. "Eigentlich brauchen nicht mehr als acht Personen am Klavierbau beteiligt zu sein", erklärt Schmidt-Steingraeber. Trotzdem sind es mehr, weil die Fertigung sonst noch länger dauern und teurer würde.
In den Werkstätten hämmern, kleben, spinnen, sägen, fräsen und schrauben ausschließlich Fachleute von Klavierbauern über Akustikschreinern bis hin zum Intonateur an jährlich 55 Klavieren und 65 Flügeln. Für ein Klavier braucht es fünf, für einen Flügel 14 Monate. Diese exklusive Produktion, die bei anderen berühmten Manufakturen wie Steinway oder Boesendorfer ähnlich ablaufe, macht laut Schmidt-Steingraeber nur 0,9 Prozent der Weltproduktion (bis zu 500 000 Stück) aus. Gleichzeitig fertigt die Bayreuther Manufaktur tatsächlich für die Welt und exportiert ihre Instrumente aufwändig verpackt im Lkw oder Flugzeug in zahlreiche Länder rund um den Globus. Die Exportquote liegt bei mehr als 60 Prozent. In der Kundenkartei finden sich Namen wie Daniel Barenboim und Xavier Naidoo, aber auch Universitäten und Musikschulen. Oft werden die Instrumente auch für Festivals und Aufnahmen in Tonstudios gebucht - oder für ein einziges Konzert wie am 2. Mai in der Hamburger Elbphilharmonie.


Siebte Generation in den Startlöchern

Noch vor 100 Jahren sei die Klaviermanufaktur eine bedeutende Branche in Deutschland gewesen. "Jetzt sind von 28 Herstellungsbetrieben mit 72 000 Klavieren im Jahr nur noch sieben Hersteller übrig", sagt Schmidt-Steingraeber. Sorgen um die Zukunft macht er sich nicht. Seine Produktion sei ausgelastet, die Zahl der Klavierschüler steige stetig. Gut überleben könne man aber nur im High-End-Bereich, den eben die "Großen" praktizieren. Sie treffen sich regelmäßig auf internationalen Messen. Um die Präsenz dort kümmert sich zunehmend die siebte Generation: Alban und Fanny. Noch studieren seine Kinder, sind vom stolzen Papa aber schon für die Zukunft eingeplant.

Zum Abschluss geht es zurück ins Steingraeber-Haus. Nepomuk, der Familienhund, springt über das weit ausladende Treppenhaus mit hinauf in den ersten Stock. Erneut stellt sich Respekt ein. Wieder ein Raum neben dem anderen mit historischen Instrumenten - und einem Kammermusiksaal. Würde man wie Steingraebers im Haus wohnen, könnte man sich ständig neu entscheiden: An welches Piano setze ich mich denn heute? Der Chef wählt den Flügel, den seine Manufaktur einst für den Klaviervirtuosen Franz Liszt gebaut hat. Sanft schlägt er die Tasten an und spielt eine leise Melodie. Die Töne schweben zart durch das Gemäuer und all die Informationen über die Herstellung von Klavieren beginnen sich zu setzen.

In der letzten Folge unserer Serie besuchen wir am Freitag, 28. April 2017, die Firma Lamilux in Rehau (Landkreis Hof).