Der Gesetzentwurf zur Änderung des Lehrerbildungsgesetzes ist praktisch fertig und liegt im Kultusministerium zur Umsetzung bereit. Damit soll die rechtliche Grundlage für eine Zulassungsbeschränkung zum Referendariat geschaffen werden. Beschränkung, das heißt in diesem Zusammenhang: Die Zulassung zum Referendariat soll von der Note im ersten Staatsexamen abhängig gemacht werden. Warum das alles? Im Kultusministerium heißt es dazu, man wolle auf diese Weise die Nachfrage von Bewerbern vor allem für das Lehramt an Gymnasien in geisteswissenschaftlichen und sprachlichen Fächern wirkungsvoller steuern. Außerdem sollen Interessenten für einen Lehramtsstudiengang intensiver beraten und eine Mehrfachqualifizierung von Lehramtsstudierenden gefördert werden. Bei Letzterem schielt Ressortminister Ludwig Spaenle (CSU) vor allem an Universitäten wie die Erlanger Friedrich-Alexander-Universität. Dort können Lehramtsstudenten bereits neben dem Staatsexamen zusätzlich einen Masterabschluss erwerben. Vorbildlich sei das, heißt es. Die Kehrseite: Mit den geplanten Änderungen könnte sich der Beginn des Referendariats für manche Studenten um bis zu drei Jahre verzögern. Eine Sprecherin im Ministerium beruhigt: Es gelte Vertrauensschutz. Das heißt, alle, die zu Studienbeginn davon ausgehen konnten, zum Referendariat zugelassen zu werden, können den praktischen Teil ihrer Ausbildung absolvieren - ohne Wartezeit. Die gesetzliche Neufassung soll ab 1. April 2016 vorliegen. Dennoch ist die Kritik der Betroffenen, der Verbände, der Gewerkschaft harsch. Lisa Fuchs, Vorsitzende der Referendar-und Jungphilologenvertretung im Bayerischen Philologenverband (rjv), erklärt, dieses Mittel sei ungeeignet, um die schlechten Einstellungsquoten in den Griff zu bekommen. Es brauche intelligente Lösungen "anstatt eines Verschiebebahnhofs für bestehende Probleme".Mit der Regelung werde nur verhindert, dass Uni-Absolventen ihre Ausbildung beenden könnten. Franziska Hensel von der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Junglehrer im BLLV ist ebenfalls der Meinung, dass die Referendariatsbeschränkung das Problem nur verschiebe, nicht grundsätzlich löse. "Statt der Zulassungsbeschränkung zum Referendariat wäre es besser, die Wechselmöglichkeit zwischen den Schularten zu erleichtern", so Hensel mit Blick auf den Lehrerbedarf im Grund- und Mittelschulbereich.Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Bayern (GEW) hat inzwischen eine Petition gestartet. Der Landtag wird aufgefordert, Spaenles Gesetzentwurf abzulehnen. Begründung: Es bestehe in Bayern in vielerlei Hinsicht großer Bedarf nach mehr Lehrkräften. Innerhalb weniger Wochen fanden sich bereits 8476 Unterstützer. Kommentar: Den Kurs früher korrigieren Bedarfsprognosen für Lehrer abzugeben, gleicht oft genug dem Blick in die Kristallkugel. Trotz statistischer Zahlen und demografischer Trends kommt es immer wieder anders als im Kultusministerium prognostiziert. Was sich heute als Lehrerschwemme ausnimmt, kann da morgen schon wieder zum Mangel mutieren. Weil sich überraschenderweise mehr Lehrer in den vorzeitigen Ruhestand verabschieden, die Zahl der Flüchtlingskinder immer weiter zunimmt, oder zusätzliche pädagogische Herausforderungen zu meistern sind. Klar, Lehrer kosten Geld. Weshalb der Kultusminister Forderungen nach Mehrung von Planstellen grundsätzlich restriktiv handhabt. Aber: Es kann auch nicht angehen, dass Lehramtsstudenten, die nach einem weitgehend theoretischen Studium ihre Ausbildung mit dem praktischen Teil beenden wollen, für drei Jahre auf einer Warteliste landen.Also Herr Spaenle, wie könnte eine vernünftige Lösung aussehen? Vernünftig wäre es, Kurskorrekturen frühzeitig vorzunehmen. Wenn sich in Fächerverbindungen wie Deutsch, Englisch oder Geschichte abzeichnet, dass sich der Bedarf an Lehrern mittel-und langfristig in Grenzen hält, könnte ein Numerus clausus hilfreich sein. Warum denn nicht? Der würde sich dann eben nicht an der Kapazität der jeweiligen Hochschule orientieren, sondern am staatlichen Lehrerbedarf. Für die, die sich dennoch nicht abschrecken lassen, sollte es nach dem Vorbild der Erlanger Uni zusätzliche Qualifikationsmöglichkeiten geben. Einen Masterabschluss etwa. Eines können wir gar nicht brauchen: Dass junge Leute nach einem gut abgeschlossenen Studium ohne Perspektive auf der Straße stehen.