Lernen Schüler die richtigen Dinge fürs Leben?

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Staatssekretär Bernd Sibler diskutierte in Bamberg mit Schülern der verschiedensten Schulformen darüber, ob die Schule ausreichend auf das Leben vorbereitet. Foto: M.Hoch
Staatssekretär Bernd Sibler diskutierte in Bamberg mit Schülern der verschiedensten Schulformen darüber, ob die Schule ausreichend auf das Leben vorbereitet.  Foto: M.Hoch

Lernen Mittelschüler, Realschüler und Gymnasiasten in der Schule auch die wirklich wichtigen Inhalte fürs Leben? Darüber sprach Staatssekretär Bernd Sibler (CSU) in Bamberg mit Schülervertretern, mit Lehrern und Eltern.

Auslöser der Diskussion war die 17-jährige Gymnasiastin Naina aus Köln. Sie beklagte sich via Twitter darüber, dass sie zwar eine Gedichtsanalyse schreiben könne, dafür von Steuern, Miete oder Versicherungen keine Ahnung habe. Bei einer von der Mediengruppe Oberfranken initiierten Diskussionsrunde von Schülern und Lehrern der verschiedensten Schulformen wurde Nainas Position durchaus differenziert unter die Lupe genommen.

Zum Beispiel von Tamara, einer Schülerin der Berufsoberschule, die bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen hat. Sie sei sehr zufrieden, mit dem, was sie in der Schule gelernt hat. Auch in praktischer Hinsicht. In der von MGO-Redakteurin Isabelle Epplé moderierten Diskussionsrunde wurde aber auch gleich Kritik laut. Fürs Leben lerne man nichts, meinte Volker. Beispiel Deutschunterricht: Da würde man sich seiner Meinung nach zu sehr mit Literatur beschäftigen, statt mit den Menschen.


In die gleiche Kerbe hieb Melanie, eine 18-jährige Gymnasiastin. Sie müsse ihre Mutter fragen, wie sie eine Überweisung vorzunehmen habe. Für Fachoberschüler eher kein Problem. Weil es da mehr Fächer gebe, die auch praktische Orientierung böten, hieß es. Und die Wirtschaftsschülerin Nicole ergänzte, das Fach Rechnungswesen schaffe ebenfalls gute Voraussetzungen für die spätere Praxis.

Also doch alles eine Frage der richtigen Schulwahl. Während Mittelschüler neben dem Abfassen eines Bewerbungsschreibens mit Lebenslauf auch noch die Grundlagen des Kochens mitbekämen, hätten Gymnasiasten da eher keinen Plan. Da sei nur das Abitur wichtig, so die Gymnasiastin Muriel. Ihre Schwester habe zwar das Abitur mit 1,0 abgeschlossen, aber keine Ahnung, welchen Beruf sie ergreifen soll. Träume habe sie, aber keine konkrete Berufsvorstellung. Es gehe am Gymnasium halt in erster Linie um viel theoretisches Lernen.
Eltern, Lehrer und Staatssekretär hatten noch gar nicht das Wort ergriffen, da wurde schon klar: Bei der praktischen Vorbereitung auf das Leben hängt viel von der Schulwahl ab. Und die wird in der Regel von den Eltern vorgenommen. Wer wisse denn schon in der vierten Klasse Grundschule, ob er Abitur machen möchte oder nicht, so die Gymnasiastin Sarah.

Helga Helmbrecht von der Landeselternvereinigung wünschte sich mehr Praxis auch am Gymnasium. Die Schnittstellen zwischen den Fächern sollten aufgebrochen, auch mal ein Projekt gewagt werden, wie an anderen Schultypen selbstverständlich.

Peter Drescher vom bayerischen Philologenverband verwies auf Bayerns unterschiedliche Schularten, mit verschiedenen Bildungszielen. Am Gymnasium verfolge man in erster Linie das Ziel, die Schüler zum Abitur und zur Studierfähigkeit zu führen. Abiturienten sollten idealerweise das Lernen gelernt haben. Sogenannte P-Seminare in der Oberstufe dienten dem Ausgleich einer gewissen Praxisferne am Gymnasium. Ein Schulleiter stellte in Ergänzung dazu besonders auf die Person des Lehrers ab. Die sei letztlich entscheidend für die Schüler, wenn es ums Lernen fürs Leben gehe. Und das unabhängig vom Schultyp.

Und der Herr Staatssekretär? Bernd Sibler hörte aufmerksam zu, zeigte sich in seinem Fazit erfreut über die differenzierte Argumentation. Er habe das Gefühl, in Bayern werde vieles richtig gemacht. In der Pädagogik gebe es immer wieder Zyklen, Trends, die sich veränderten. Letzlich müsse die Problemlösungskompetenz der Schüler gewährleistet werden. Was man am besten in einer engen Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Elternhaus erreichen könne.