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Lust oder Last? Ferien 4.0


Autor: Peter Groscurth, Klaus Angerstein

Bamberg, Freitag, 19. Februar 2016

Hotels und Verreisen gehörten lange zusammen. Doch das Internet schuf viele neue Möglichkeiten - ein Überblick.


Ein austauschbares Cityhotel für die Städtereise? Ein biederer Kurgasthof für die Ferien an der See? Das ist für viele Urlauber nicht mehr interessant.

In der Stadt der Liebe wollen sie im stilvoll möblierten Appartement der Pariser Lebensart nachspüren. Im Haus am Meer möchten sie morgens die Brötchen beim Bäcker holen. Kein Wunder also, dass Ferienhäuser und Ferienwohnungen so beliebt sind.

"Das Segment Ferienhausurlaub hat eine lange Tradition", erzählt Tobias Wann, Geschäftsführer des Deutschen Ferienhausverbands. Früher war alles übersichtlich: Urlauber buchten in der Regel über die Touristeninformation vor Ort. Dann kam das Internet. Heute können sich Reisende auf zahlreichen Wegen an Eigentümer und Hausbesitzer vermitteln lassen und online direkt buchen.

Eine Übersicht zu allen Trends, die derzeit die Reisebranche oder Urlauber beschäftigen:

Reiseveranstalter: Spezialisten wie Interhome, Belvilla, Inter Chalet, Novasol oder Tui Ferienhaus vermitteln ausgewählte Häuser direkt vom Eigentümer an den Urlauber. "Oft handelt es sich um exklusive Partnerschaften", erläutert Tobias Wann. Buchen lassen sich die Angebote online oder im Reisebüro - wie eine Pauschalreise mit Hotel. Die Gäste können bei Mängeln den Reisepreis mindern, erklärt Juliane von Behren, Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern.

Online-Portale: Ein präziseres Wort wäre Marktplatz. Als Vermittler bringen die Anbieter Urlauber und Vermieter zusammen. "Es wird eine Plattform für den Austausch zur Verfügung gestellt", erklärt Tobias Wann. Nur den Service eines Reiseveranstalters bietet ein solcher Marktplatz nicht. Auf den Seiten von BestFewo, E-Domizil oder Casamundo werden eigene Inhalte und Angebote anderer Anbieter vereint.

Suchmaschinen: Ein neues und eher kleines Segment, das noch einmal eine Ebene höher ansetzt. HomeToGo etwa listet auf seiner Seite Ferienhäuser und -wohnungen von mehr als 150 Anbietern weltweit. Die Vorteile: Mehr Vergleichbarkeit und die Option, die Ergebnisse nach eigenen Wünschen zu filtern.

Airbnb: Zuletzt sind noch die populären Portale für die Vermietung von Privatunterkünften zu erwähnen, etwa Airbnb, Wimdu und 9flats. Laut einer Studie kostet eine Airbnb-Unterkunft in Berlin im Schnitt 55 Euro pro Nacht. Der Durchschnittspreis eines Hotelzimmers liegt dagegen bei 80 Euro.

Wer online bucht, sollte aber auf ein paar Dinge achten. Zu dem Inserat sollte es eine Kontaktmöglichkeit geben, am besten in Form eines Impressums, erklärt Verbraucherschützerin von Behren. Außerdem müssen die Preise transparent sein. Pauschale Zusatzkosten sind verdächtig, warnt der Deutsche Reiseverband (DRV). Die Höhe der Anzahlung sollte 25 bis 30 Prozent nicht übersteigen. Seriös ist es auch, wenn der Anbieter mehrere Bezahlmethoden bietet. Juliane von Behren rät, auf ausdruckbare Geschäftsbedingungen in deutscher Sprache zu achten. "Ausländische Angebote sind nicht unseriös, aber man muss sich im Klaren sein, dass ein anderes Recht gilt", sagt die Verbraucherschützerin.

Ebenfalls wichtig: Die Beschreibung des Angebots im Internet sollte detailliert sein. Wer wegen Mängeln Minderungsansprüche beim Veranstalter geltend machen oder dem Vermieter nicht den vollen Preis zahlen will, sollte Beweise sammeln, rät von Behren. mit dpa


Das ist die Online-Zimmerbörse

Michael, Kat und Amol sind der Grund, warum sich Hotels weltweit Sorgen machen müssen. Im Jahr 2007 schliefen sie auf Luftmatratzen im Wohnzimmer von Brian Chesky und Joe Gebbia in San Francisco. Die beiden jungen Designer brauchten Geld für die Miete. So kamen sie auf die Idee einer Internetplattform für private Übernachtungen - Airbnb war geboren. Heute ist das Portal der größte Konkurrent etablierter Hotels. Alleine in diesem Sommer schliefen etwa 17 Millionen Menschen weltweit in Airbnb-Unterkünften, der Unternehmenswert wird auf 26 Milliarden Dollar geschätzt. Im Schnitt ist in Europa eine Airbnb-Übernachtung 35 Prozent günstiger als im Hotel. "Mittlerweile laufen fast zehn Prozent des touristischen Geschäfts über Airbnb", sagt Stephan Gerhard, Chef der Hotelberatung Treugast.



Ferienwohnungen und Gästeappartements oft beliebter als die normale Vermietung

Wirkt sich ein Internetportal wie Airbnb negativ auf die Tourismusbranche in Franken aus? Olaf Seifert, Geschäftsführer des Tourismusverbands Franken, gibt sich vorsichtig. Beobachten könne man einem solchen Trend nicht, heißt es. Allerdings fehlten zu einer vernünftigen Beurteilung auch die entsprechenden Zahlen. Trotz weiter steigender Übernachtungszahlen in Franken, insbesondere beim Städtetourismus, ist sich Seifert sicher, dass die Buchung von privaten Übernachtungsmöglichkeiten zumindest in den Städten eine gewisse Rolle spielt. Seitens der Hotellerie würde man Internetplattformen für private Übernachtungen aber sicher als Konkurrenz betrachten.

Bei den privaten Angeboten fehlt Seifert schlicht die Sicherheit. Gewerbliche Unternehmen hätten gewisse Standards einzuhalten. Für den Kunden ein Vorteil, auch wenn diese Sicherheit oft teurer sei.


Für Private kaum Auflagen

Yvonne Coulin, Geschäftsführerin der Congress- und Tourismuszentrale in Nürnberg, sieht den Aufstieg von Online-Zimmerbörsen wie Airbnb ebenfalls kritisch: "Dort gibt es immer mehr Anbieter, die Appartements oder Zimmer gewerblich vermieten, die aber weit weniger reglementiert werden als Hotels oder Pensionen." Konkret spricht sie zum Beispiel Brandschutzauflagen an.

Was sind das für Leute, die in Frankens Vorzeigestädten privat Zimmer oder Wohnungen vermieten? Ein Bamberger Vermieter erklärt, das habe sich bei ihm alles zufällig ergeben. Seine Eltern seien länger zu Besuch gekommen, da habe er sie in einer gerade nicht vermieteten Wohnung untergebracht. Seither vermiete er die Wohnung ständig als Ferienwohnung für kürzere Aufenthalte oder auch mal für einige Monate. Der Vorteil: Man könne jede Menge interessanter Menschen kennenlernen. Und die Einnahmen? Die würden natürlich ordnungsgemäß versteuert.

Die Entwicklung betrachtet man in der Weltkulturerbestadt durchaus mit gemischten Gefühlen. Ulrike Siebenhaar, Sprecherin der Stadt Bamberg: "Die große Zahl an Ferienwohnungen in einigen innerstädtischen Lagen hat auch uns überrascht. Für viele Eigentümer ist die Vermietung von Wohnraum an Touristen offensichtlich lukrativer, als sich Langzeitmieter zu suchen".

Problematisch sei das insofern, als sich dadurch die eh schon angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt weiter verschärfen würde.