Mikroplastik in fränkischen Flüssen?

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Bayerische Gewässer weisen eine mittlere bis geringe Belastung mit Kunststoffpartikeln auf. Ergebnisse fränkischer Flüsse werden für Anfang 2018 erwartet.

Jede achtlos weggeworfene Flasche oder Verpackung aus Plastik zerfällt mit der Zeit in kleine Teilchen. Dazu der Reifenabrieb auf Straßen, das Vorkommen in Kosmetik oder Waschen synthetischer Kleidung: Etwa 90 000 Tonnen Mikroplastik landen jährlich in der Umwelt. Wie sich die Kunststoffteilchen auf bayerische und fränkische Gewässer auswirken, untersucht derzeit ein Forschungsprojekt des bayerischen Umweltministeriums.


Einiges am Mikroplastik in den Flüssen

Beteiligt daran sind das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen, das Landesamt für Umwelt (LfU), die Universität Bayreuth und die Technische Universität München. Gestartet wurde das Projekt 2014. Ein Zwischenstand zeigt, dass in bayerischen Gewässern einiges an Mikroplastik schwimmt.
Demzufolge ist auch die teilweise durch Franken fließende Altmühl belastet. Bei Proben daraus sowie aus Inn, Isar und Donau wurden im Durchschnitt 30 bis 70 Mikroplastikartikel festgestellt. Das ist laut Umweltministerium "eine mittlere bis geringe Belastung".

Die Altmühl ist nach Auskunft des Landesamts für Umwelt der einzige Fluss, der in Franken für das Projekt untersucht wurde. Zusammen mit Inn, Isar und Donau wurde die Altmühl zur Mittelwertbildung hergenommen. "Die Ergebnisse dienen als Vergleichsgröße, da auch andere Bundesländer Mikroplastik in Flüssen untersuchen", sagt eine Sprecherin des LfU. "Das Gesamtergebnis soll Anfang 2018 vorgestellt werden."


Lebensmittel ohne Bewertung

Parallel wird nach Auskunft des Landesamts für Gesundheit die Belastung von Kosmetik und Lebensmitteln durch Mikroplastik untersucht. Stellungnahmen des Bundesinstituts für Risikoforschung und der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit zum Vorkommen von Plastikteilchen in Lebensmitteln - insbesondere Fisch und Meeresfrüchten - kämen zu demselben Schluss: Eine Abschätzung des toxikologischen Risikos nach oraler Aufnahme durch Mikroplastik durch den Menschen sei aufgrund des Fehlens experimenteller Daten derzeit nicht möglich.
Beim Thema Kosmetik ist man schon weiter.

"Um die Umweltverträglichkeit ihrer Produkte zu verbessern, haben einige Hersteller angekündigt, die entsprechenden Produkte umzuformulieren und die Mikroplastikpartikel durch Alternativen zu ersetzen", sagt LGL-Sprecher Szumilas. Zur Orientierung für den Verbraucher, welche Produkte Mikroplastik enthalten, gibt es Einkaufsratgeber und Apps.


PE zur schonenden Reinigungswirkung

Außerdem kann man anhand der Inhaltsstoffe auf der Verpackung solche Produkte erkennen. Beispielsweise ist die Nennung des Stoffs Polyethylen (PE) ein Hinweis auf die Verwendung von Mikroplastik. PE wird zur "schonenden Reinigungswirkung" in Peelings, Duschgelen oder Zahnpasta verwendet.
Nach bisherigem Kenntnisstand des Gewässer-Forschungsprojekts stammt der Großteil des Mikroplastiks in bayerischen Gewässern aus zersetztem Müll. LGL-Sprecher Szumilas rät deshalb: "Verbraucher können einen Beitrag durch den Verzicht auf Plastiktüten oder Kaffee-Mitnahmebecher leisten."


So checkt man Produkte auf Mikroplastik und andere Inhaltsstoffe

Verhalten Zur Vermeidung von Plastikmüll kann jeder Einzelne einen Beitrag leisten, indem er keine Produkte kauft, die Kunststoffe enthalten.

Kosmetik Auf der Verpackung sind Kunststoffe - wenn auch oft sehr klein und schlecht lesbar - unter verschiedenen Bezeichnungen angegeben: PE, PP, PET, PES, PA, PUR, EVA, PI oder ANM.

Listen Über Kosmetikprodukte, die Kunststoffpartikel enthalten, informiert der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in einem Einkaufsratgeber auf seinem Internetportal unter www.bund.net.

Apps Mit dem Smartphone beim Einkaufen den Barcode eines Produkts scannen und anzeigen lassen, ob Plastikteilchen enthalten sind: Das funktioniert mit den kostenlosen Apps "Tox-Fox" des BUND oder von "Codecheck".

Forschungsprojekt Informationen zum laufenden Gewässer-Forschungsprojekt sowie allgemein zum Thema Mikroplastik gibt es auf der Internetseite des bayerischen Landesamts für Umwelt unter www.lfu.bayern.de. Erkenntnisse zu Mikroplastik kann man auch beim Landesamt für Gesundheit unter www.lgl.bayern.de oder beim Bundesinstitut für Risikobewertung unter www.bfr.bund.de nachlesen.

Strategie Von 2005 bis 2015 hat in der EU der Plastikverpackungsmüll um zwölf Prozent zugenommen. Deutschland liegt mit gut 37 Kilo Plastikmüll mehr als sechs Kilo über dem EU-Durchschnitt, ist dafür aber Vorbild im Recycling. Um den Müllbergen Herr zu werden, kündigt die EU für Dezember eine Kunststoffstrategie an.