Rettungskräfte in Bayern brauchen immer länger - Wie sieht es in Franken aus?

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Die angestrebte Hilfsfrist von zwölf Minuten Fahrzeit zum Einsatzort können immer weniger Rettungskräfte in Bayern einhalten. Symbolfoto: Grundmann, NEWS5
Die angestrebte Hilfsfrist von zwölf Minuten Fahrzeit zum Einsatzort können immer weniger Rettungskräfte in Bayern einhalten. Symbolfoto: Grundmann, NEWS5

Im Schnitt braucht jedes zehnte Einsatzfahrzeug länger als zwölf Minuten zum Einsatzort. Ein Bereich in Unterfranken schneidet dabei am schlechtesten ab.

Rettungskräfte kommen in Bayern immer später an ihrem Einsatzort an. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Harry Scheuenstuhl aus Mittelfranken hervor. Im Durchschnitt habe etwa jedes zehnte Einsatzfahrzeug länger als die angestrebte Hilfsfrist von zwölf Minuten gebraucht. Als Hilfsfrist bezeichnet man die Zeit von der Alarmierung bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte am Unfallort.

Zwischen 2013 bis 2015 sank die Quote der Rettungskräfte, die innerhalb von zwölf Minuten vor Ort waren, in allen 26 bayerischen Rettungsdienstbereichen mit Ausnahme von Bayreuth/Kulmbach, Donau-Iller und Erding.
Der Rückgang betrug bis zu 3,5 Prozentpunkte, wie die SPD-Landtagsfraktion mitteilte. Am schlechtesten schnitten die Versorgungsbereiche Weibersbrunn im unterfränkischen Landkreis Aschaffenburg mit einer Pünktlichkeit von knapp 64 Prozent, Tittling im niederbayerischen Landkreis Passau mit 65 Prozent und Hengersberg im niederbayerischen Landkreis Deggendorf mit 69 Prozent ab.

"Hier geht es um die Gesundheit der bayerischen Bevölkerung", stellte Scheuenstuhl fest. Der SPD-Politiker forderte das Innenministerium auf, regulierend einzugreifen, um die gegenwärtige Situation zu verbessern. "Es besteht dringender Handlungsbedarf, damit sich dieser negative Trend nicht weiter fortsetzt", heißt es.


Rettungskräfte in Franken meist pünktlich

Ganz anders ist die Situation in Franken: "In mindestens 80 Prozent und in Städten in bis zu 98 Prozent der Fälle wird aber die gesetzlich festgelegte Hilfsfrist von zwölf Minuten eingehalten", sagt Lothar Philipp, Geschäftsführer des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Bamberg-Forchheim. Ähnlich ist die Situation in den meisten Teilen Unterfrankens.

Der Rettungsdienst erfülle seine Vorgaben, wenn in mindestens 80 Prozent der Fälle in einem Versorgungsgebiet die Fahrfrist eingehalten wird. "Mit ganz kleinen Ausnahmen schaffen wir das auch", sagt Philipp, dessen Team für 330.000 Einwohner in der Stadt Bamberg sowie den Landkreisen Bamberg und Forchheim zuständig ist.

Das bestätigten die Statistiken des Instituts für Notfallmedizin an der Uni München, das bayernweit und fortlaufend alle Rettungseinsätze berechnet. Voraussetzung für die Einhaltung der Hilfsfrist ist die Lage des Notfalls "an einer Straße". Fahrten zu abgelegenen Orten auf dem flachen Land dauern ein paar Minuten länger. Für Notfälle auf dem flachen Land gebe es deshalb Ersthelfer der Feuerwehr ("First Responder") oder "Helfer vor Ort".

Der Bereitschaftsdienst von niedergelassenen Ärzten und die Notfallambulanz von Krankenhäusern müssen zudem nach Ansicht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) besser aufeinander abgestimmt werden. Es sei wichtig, dass ein Patient, der "zur Unzeit" eine ärztliche Versorgung benötige, eine zentrale Nummer wählen könne, die ihn entweder in die ambulante Versorgung eines niedergelassenen Arztes verweise oder in die Notfallaufnahme eines Krankenhauses. Die zentrale Nummer sieht Gassen in der Bereitschaftsdienstnummer 116117. Er räumte aber ein, dass diese Nummer noch zu wenig bekannt ist und forderte: "Wir müssen die 116117 populärer machen."
mit dpa