Für Memoiren ist er zu jung, für Visionen zu abgeklärt. Irgendwo dazwischen ist das Buch "Frage, was dein Land für dich tun kann" angesiedelt, mit dem sich der Landtagsabgeordnete Bernd Weiß (CSU) aus einer Art von innerer Emigration zurückgemeldet. Dass der Notar aus Schweinfurt, der zuletzt durch seinen "Flirt" mit den Freien Wählern Aufsehen erregt hatte, mit seinem Buch die sieben Siegel zum inneren Zirkel seiner Partei knackt, ist unwahrscheinlich.Der heute 44 Jahre alt Jurist galt einst als Vorzeigemann der unterfränkischen CSU und als ein Hoffnungsträger der ganzen Partei. Seiner Karriere ist ein Klassiker: Junge Union, Kommunalpolitik, unter Stoiber der Sprung in den Landtag auf der Euphoriewelle der Zwei-Drittel-Mehrheit. Umso heftiger der Sinkflug der Partei, der für Weiß in einer Bruchlandung gipfelte. Der Absturz Unter Seehofer zum Staatssekretär im Innenministerium aufgestiegen und als Kandidat für ein Ministeramt gehandelt, überwarf sich Weiß 2009 mit dem Regierungschef darüber, wie der neue digitale Behördenfunk finanziert werden soll.Das war das Ende einer politischen Karriere, für Weiß durchaus kalkuliert, wie er sagt. Dass er sich mit dem Digitalfunk ausgerechnet ein wenig "mehrheitstaugliches" Thema als Vehikel für den Crash suchte, passt zum Stil des Notars. Er hat schon 2009 keinen Hehl aus seiner Kritik am autoritären Führungsstil Seehofers gemacht und meißelt diese nun in eine 158 Seiten lange Abrechnung."Es soll aber mehr als das sein", sagt Weiß, darauf angesprochen, dass er sich mit seinem Buch in guter Gesellschaft befindet, haben doch zuletzt immer wieder Politiker mit Geschriebenem Furore gemacht: Guttenberg, Sarrazin ... Der promovierte Jurist sieht Unterschiede: Geschrieben werde viel, entscheidend sei aber doch, ob man etwas zu sagen habe. Und es komme darauf an, wie man es sage - plump provozieren wie Seehofer können ja jeder. Aus der Schlangengrube So schlägt der Notar elegant einen Bogen von der kleinen, der Kommunalpolitik, wo alles begann, über sein vorerst gescheitertes Gastspiel in der Schlangengrube der CSU in München bis hin zur großen Politik, die er mit Ratschlägen etwa zur Rettung Europas beglückt. "Ich würde mein Buch einen Weckruf an die gesamte Gesellschaft nennen", sagt Weiß. Ob eine Gesellschaft ihn vernimmt, die heute noch auf Roman Herzogs Ruck wartet, ist eine Frage, die auch Weiß umtreibt. Bei Seehofer und Co. dürfte die Kritik an einer CSU, die sich in Beliebigkeit und Populismus verliere, jedenfalls gehört werden. "Warum inhaltsleere Politik eine leichte Beute für Piraten aller Art ist", lautet der Untertitel von Weiß' Buch. Seehofer würde frei nach Sarrazin wohl etwas in dieser Art drunterschreiben: Ein CSU-Politiker schafft sich ab.