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Social Freezing - Welche Meinung haben Sie dazu?


Autor: Irmtraud Fenn-Nebel

Burgebrach, Montag, 27. Oktober 2014

Die Medizin macht es möglich: die zeitverschobene Schwangerschaft. Apple und Facebook wollen ihren Mitarbeiterinnen die Kosten für das Einfrieren ihrer Eizellen erstatten. Doch was sagen Sie dazu? Stimmen Sie ab! Setzt es Frauen unter Druck oder bietet es Chancen für die Lebensplanung?
RCHIV - In der Universitätsfrauenklinik in Leipzig untersucht eine Laboringenieurin im Biologischen Labor des Zentrums für Reproduktionsmedizin eine von einer Patientin bei einer Operation entnommene Flüssigkeit auf vorhandene Eizellen für eine künstliche Befruchtung, aufgenommen am 13.10.2010. Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa


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Die Nachricht löste eine Riesendiskussion aus: Das US-Unternehmen Facebook finanziert seinen hochqualifizierten Mitarbeiterinnen das Einfrieren (Kryokonservierung) ihrer Eizellen, damit sie erst einmal ungestört Karriere machen können.

Bisher wurde die prophylaktische Kryokonservierung von unbefruchteten Eizellen bei medizinischen Indikationen durchgeführt: vor einer Chemotherapie, Strahlenbehandlung oder Operation. Die technische Machbarkeit dieser Methode und veränderte Lebensweisen (aktuell kein Partner, Karriereplanung) lassen die Nachfragen für eine Kryokonservierung nun auch aus nicht medizinischen Gründen (englisch: social freezing) steigen.

Facebook setzt nun mit seinem "Angebot" - das Computerunternehmen Apple will nachziehen - neue Maßstäbe:
Ähnlich wie einen Firmenwagen bezahlt die Firma das Einfrieren von Eizellen.

Die Frauen sollen sich die Eizellen in jungen Jahren entnehmen und sie zu einem geeigneten Zeitpunkt ihres Lebens wieder implantieren lassen. So könnten die Mitarbeiterinnen sich entwickeln, Berufserfahrung sammeln und eine hohe Position im Unternehmen einnehmen - ohne Familienstress und Kinder, um die sich in vielen Fällen eher die Mütter kümmern als die Väter. Frauen könnten mit der selbst bestimmten Entscheidung über den Zeitpunkt einer Schwangerschaft also mit den Männern gleichziehen.

Haben sie ihr Ziel erreicht und sind sie in der Führungsetage angelangt, könnten sie mit, sagen wir Ende 30 bis Ende 40, übers Kinderkriegen nachdenken und ihre Eizellen auftauen lassen. Hat es mit der Schwangerschaft geklappt, können die Mütter ein paar Wochen Zuhause bei ihrem Neugeborenen bleiben und beruhigt der Rückkehr an ihren teuer erkauften und jahrelang erkämpften Karriereplatz entgegensehen.

Karrierechance oder zu großer Eingriff in die Lebensplanung?
Doch ist das wirklich eine reelle Chance für Frauen? Sollten auch große deutsche Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen mit Führungsqualitäten die Kryokonservierung bezahlen und damit endlich mehr Frauen eine Karriere ermöglichen?Oder ist das Angebot von Facebook und Apple unmoralisch und degradiert es die potenziellen Mitarbeiterinnen zu Leibeigenen, die funktionieren sollen, wie es dem Unternehmen beliebt?

Macht Social Freezing aus Frauen Legehennen und setzt sie noch mehr unter Druck, als es das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf ohnehin schon tut? Sollten Frauen bzw. Paare nicht dann Kinder bekommen, wann es medizinisch am sinnvollsten ist - am besten mit Mitte 20? Sollten nicht endlich Frauen und Männer gleich behandelt und nicht Frauen wegen einer potenziellen Mutterrolle benachteiligt werden?