Freitagnachmittag - Unfall auf der A 9, Autobahn dicht, eine Stunde Verspätung. Das nicht vorhersehbare Malheur brachte Am Freitag den Zeitplan des Wahlkämpfers Christian Ude gehörig durcheinander. Um 19 Uhr muss er in Ebersdorf bei Coburg sein. Dort stellt die SPD die Liste für die Landtags- und Bezirkstagswahlen auf. Der Spitzenkandidat will seine Parteifreunde vor Ort natürlich unterstützen. Hektik kommt auf, da zuvor noch ein Pressegespräch in Bamberg vereinbart ist. Wenn schon in Franken unterwegs, möchte der Oberbayer so viel Präsenz wie möglich demonstrieren. Bei einer Tasse Kaffee erzählt der inzwischen 65-jährige Kandidat dann nach seinem Eintreffen im Pressehaus relativ entspannt von einem Arbeitspensum, das weitaus Jüngere aus der Puste bringen könnte. In die Landtagspolitik schalte er sich erst ab Freitag mittag ein, heißt es. Er nennt dieses Wochenende als Beispiel. Da besucht er drei Stimmkreiskonferenzen in Oberfranken, in der Oberpfalz und in Oberbayern. In der Regel werden das lange Abende. Er übernachtet vor Ort, ehe es am nächsten Tag weitergeht. Viel Zeit zur Erholung bleibt nicht, wenn er am Sonntag nach Hause kommt. Am Montag früh warten schon wieder die Rathausgeschäfte in München auf ihn. Um acht Uhr politische Runde, eine Stunde später eine Runde mit engsten Mitarbeitern, um elf Uhr Treffen mit den städtischen Referenten. So geht es weiter, den ganzen Tag. Dazu noch früh um 7.30 Uhr in einer Telefonkonferenz die tägliche Abstimmung mit der Landtagsfraktion, der Parteispitze und der Landesgruppe im Bundestag. "Wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team, das funktioniert prächtig," ist Ude mit der Arbeit der Partei zufrieden. Trotzdem, warum tut er sich das alles an? In einem Alter, in dem die meisten schon den Ruhestand genießen. "Das mag pathetisch klingen," kommt die Antwort. "Aber ich fühle mich in die Pflicht gerufen, ich will etwas verändern im Land." Weshalb auch seine Frau mit von der Partie ist. Wenn Ude in Franken unterwegs ist, bestreitet seine acht Jahre ältere Ehefrau Termine andernorts im Freistaat - oft zusammen mit dem Fraktionschef Markus Rinderspacher.Wo liegt Udes persönliche Messlatte? Was möchte er erreichen? Zunächst einmal sollen aus den ständigen Stimmenverluste der bayerischen Sozialdemokratie wieder Stimmengewinne werden. Fünf Prozent möchte er gerne zulegen, wenn es gut läuft vielleicht auf 25 Prozent kommen. "Das wäre schön, wenn am Wahlabend die rote Säule wieder weiter nach oben steigt, als das zuletzt der Fall war." Der Idealfall heißt natürlich Regierungsbildung. Wobei Ude weiß, dass da einiges zusammenkommen muss. Die Freien Wähler ("zuverlässige Kommunalpolitiker") müssten mit ihm koalieren wollen, und die Liberalen dürften nicht zu stark werden. Der Münchner Noch-OB gibt sich zuversichtlich. Könnten einige persönliche Attacken innerhalb der SPD schaden? Wolfgang Hoderlein wurde im Bezirk einfach ausgebootet. Ude hält sich zurück. In persönliche Auseinandersetzungen mischt er sich nicht ein. Aber: Er habe sich mit Hoderlein immer gut verstanden. Und er freut sich, dass er wieder in die Partei eingetreten ist. Über das Internet wird Ude die Frage gestellt, wie er zur Rückgabe fränkischer Kulturgüter stehe? Da könne er nichts entscheiden. Weil das Sache des Wittelsbacher Ausgleichsfonds sei. Es geht halt nicht alles , was wünschenswert wäre. Inzwischen ist Udes Kaffee kalt geworden. Er trinkt trotzdem aus, verabschiedet sich. Die Genossen in Coburg warten auf ihn.