Unis Würzburg und Bayreuth forschten für US-Militär

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Symbolbild Foto: Peter Kneffel/dpa
Symbolbild Foto: Peter Kneffel/dpa

Das Pentagon interessierte sich für Wissenschaftler in Würzburg und Bayreuth. Insgesamt arbeiteten mindestens 22 deutsche Universitäten mit den Amerikanern zusammen.

Deutsche Universitäten erhielten seit dem Jahr 2000 mehr als neun Millionen Dollar aus dem Etat des Pentagon für Forschungsaufträge. Dies geht aus einer Untersuchung der "Süddeutschen Zeitung" und des Norddeutschen Rundfunks hervor. Die betroffenen 22 deutschen Hochschulen bestätigten die Zusammenarbeit. Betroffen sind auch andere deutsche Wissenschaftseinrichtungen wie die Max-Planck-Gesellschaft oder das Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik.

Den mit über drei Millionen Dollar weitaus größten Betrag überwiesen die Amerikaner dabei auf Konten der Universität Würzburg. Die Amerikaner interessierten sich hier insbesondere für die Arbeit der beiden Physiker Alfred Forchel und Laurens W. Molenkamp. Forchel ist nicht nur Experimentalphysiker, sondern auch Präsident der Uni Würzburg. Molenkamp arbeitet am sogenannten Spin-Hall-Effekt.


Diese Spin-basierte Elektronik ist eine noch nicht realisierte Technologie, mit deren Hilfe sich die Wissenschaft leistungsstärkere Computer und Fortschritte bei der Verschlüsselung von Daten erhofft. Uni-Pressesprecher Georg Kaiser beeilte sich, auf den Grundlagencharakter dieser Forschung hinzuweisen. Mit Auftragsforschung habe das Ganze nichts zu tun. Der Geldgeber, die amerikanische Defense Advanced Research Projekts Agency, kurz Darpa, ist gleichwohl eine Behörde des US-Verteidigungsministeriums, die Forschungsprojekte für die Streitkräfte durchführt.

In Kooperation mit amerikanischen Forschern hätten die Würzburger in den vergangenen Jahren bei mehreren Projekten im Bereich der Nano-Physik kooperiert. Unter anderem wurde den Franken für Arbeiten im Bereich der Herstellung und Charakterisierung von Halbleiter-Mikroaktivitäten und Quantenpunkten eine Million Dollar überwiesen. Der Geldgeber: die US-Marine. Das Geld der Amerikaner mache nicht einmal ein Prozent der jährlichen Drittmittel der Universität Würzburg aus, erklärte der Pressesprecher.

An der Uni Bayreuth war man mit Auskünften zurückhaltender. Aber auch hier wurde von der US-Army ein Projekt mit dem Titel "Engineered Spider Silk Proteins for Advanced Biomedical Applications"mit über 100.000 Dollar unterstützt. Die Sprecher der Universitäten Bamberg und Erlangen-Nürnberg erklärten auf Nachfrage, ihnen seien keine Projekte bekannt, die vom amerikanischen Verteidigungsministerium oder damit in Zusammenhang stehenden Einrichtungen gefördert würden.

Nicht bei allen Projekten handelt es sich um Grundlagenforschung. Beispiel Ludwig-Maximilians-Universität München: Obwohl es hier eine Zivilklausel gibt - sie lässt nur Forschung ausschließlich zu friedlichen Zwecken zu - ,arbeiteten die Münchner an der Herstellung eines umweltverträglicheren Sprengstoffs. Dafür wurden der Uni 470.000 Dollar überwiesen. Offenkundig war diese spezielle Forschungskooperation deutscher Hochschulen mit amerikanischen Stellen auch Hochschulpolitikern in Berlin kaum bekannt. Universitäten seien staatliche Einrichtungen, so ein hochschulpolitischer Sprecher der SPD. Würden Drittmittel eingeworben, müsse bekannt gemacht werden, von wem diese Mittel stammen.