Von Artischocken bis Zuckerrüben

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Ackerbau und Viehzucht - das allein reicht für Frankens Landwirte nicht aus, um wirtschaftliche überleben zu können. Foto: dpa
Ackerbau und Viehzucht - das allein reicht für Frankens Landwirte nicht aus, um wirtschaftliche überleben zu können. Foto: dpa

Nirgendwo in Deutschland ist die Landwirtschaft so vielfältig aufgestellt wie in der Region zwischen Hof und Ansbach.

Nirgendwo in Deutschland existiert eine solche Vielfalt, wenn es um die landwirtschaftliche Produktion geht. Sagt nicht irgendein heimatverliebter Franke, sondern mit Konrad Schrottenloher ein Landwirtschaftsexperte. Der Mann vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nennt auch die Gründe für diese außerordentliche Diversifikation. Mit der Realteilung im fränkischen Raum mussten sich die immer kleineren Betriebe schon immer nach zusätzlichen Einnahmequellen umsehen. Und dann gibt's im Fränkischen unterschiedliches Klima und unterschiedliche Böden.

Das reicht von satten Gäuböden um Uffenheim bis in die kargen Zonen des fränkischen Jura, vom milden Klima des Untermains bis in die windig-kalten Regionen des Fichtelgebirges um Hof.
Entsprechend vielfältig sind die Produkte fränkischer Landwirtschaft. Da gibt es eben nicht nur den klassischen Ackerbau und die Viehzucht, das natürlich auch. Aber viele Landwirte haben sich auf Sonderkulturen spezialisiert. Den Gemüseanbau im Bamberger Raum etwa, den Hopfenanbau in Spalt, oder den Obstanbau in der Fränkischen Schweiz. Nicht zu vergessen den Weinanbau im Unterfränkischen, den Krenanbau um Baiersdorf und den hochwertigen Braugersteanbau im Oberfränkischen.

"Von Artischocken bis Zuckerrüben kann im Fränkischen eine ganze Menge verschiedenster Feldfrüchte angebaut werden", so der Befund des Experten Schrottenloher. Keine Probleme also in der fränkischen Landwirtschaft? Doch, natürlich. Die klassische Landwirt-schaft, die Schweinehalter und Milchproduzenten haben Probleme. Wegen der Marktabhängigkeiten und wegen der Betriebsgrößen. "Der klassische Mittelbau, überwiegend Haupterwerbsbetriebe mit einer Betriebsgröße zwischen 30 und 50 Hektar und oft in die Jahre gekommenen Stallungen, die brechen uns weg", so Schrottenloher.

Das gilt für diejenigen, die im Vollerwerb wirtschaften. In Franken sind das abhängig von der Industrieansiedlung zwischen 20 und 70 Prozent. Gut 1,5 Prozent der Betriebe geben deshalb jedes Jahr auf. Weil nicht wirtschaftlich zu betreiben, oder weil der Nachfolger fehlt. Derzeit sind in Franken noch gut 30 000 landwirtschaftliche Betrieb registriert, ein Drittel davon Vollerwerbsbetriebe. Um die Zukunft der fränkischen Landwirtschaft macht sich Schrottenloher trotz zusätzlicher Probleme wie den Klimawandel keine allzu großen Sorgen. Soja biete sich da etwa als Alternative an. Dazu kämen Nischen wie Selbstvermarktung, Energieerzeugung oder Landschaftspflege. Heißt: Auch für junge Landwirte bietet die Region durchaus Perspektiven.

Landschaftspflege

Schafe und Ziegen als Landschaftsgärtner? Natürlich. Dieter Heberlein vom Bayerischen Bauernverband verweist darauf, dass für diese spezielle Form der Landschaftspflege - beispielsweise in schwierigen Hanglagen - gerne die Paarhufer eingesetzt werden. Landschaftspflege als Verdienstmöglichkeit für Wanderschäfer also. Nicht nur. Weil vor allem Landwirte von den zuständigen Behörden gern zur Landschaftspflege eingesetzt werden. Zum Beispiel zur Heckenpflege. Die verfügen meist über den benötigten Maschinenpark und über jede Menge praktische Erfahrungen. Für so manchen Landwirt ist diese Arbeit deshalb ein wichtiger Zusatzverdienst.

Energieerzeugung

Biogasanlage oder Photovoltaik - für die Landwirtschaft bieten sich in Sachen Energieerzeugung einige Möglichkeiten an. So hat beispielsweise der Buttenheimer Landwirt Baptist Behr zusammen mit drei Kollegen - sie betreiben allesamt Bio-Betriebe - in Hallerndorf gemeinsam eine Biogasanlage eingerichtet. Das dazu benötigte Kleegras wird nach der Ernte und der Silage als Rohstoff zur Energieerzeugung genutzt. Praktisch insofern, als die Anlage nicht nur Energie liefert - immerhin rund 300 Kilowatt die Stunde - sondern auch Dünger. Diese Gärrückstände sind chemisch weit weniger aggressiv gegenüber den Pflanzen als Rohgülle und werden deshalb sehr gern von Landwirten, die ökologisch wirtschaften , für ihre Böden eingesetzt. Photovoltaik? Wird in der Landwirtschaft in letzter Zeit weniger auf Ackerflächen, dafür mehr auf großen Scheunendächern eingesetzt. Die Stromabnahme ist über 20 Jahre garantiert, damit das jährliche Zubrot sicher.

Selbstvermarktung

Mathilde und Heinrich Heberlein vermarkten ihre Schweine in Eigenregie. Seit 20 Jahren. Heinrichs Bruder ist Metzger, seine Frau Mathilde Metzgereifachverkäuferin. Auf dem Bauernmarkt oder in der Nähe eines großen Supermarkts bietet die Familie aus Höfen (Lkr. Bamberg)ihre Produkte an. Fleisch, insgesamt 15 Wurstsorten, dazu selbst gebackenes Brot. Markus Galster hat in Gosberg (Landkreis Forchheim) seine eigene Milchtankstelle eingerichtet. Das geht alles im Automatenverkauf, gleich neben dem Hof. Auch für Eier haben Landwirte diesen Vertriebsweg entdeckt. Immer mehr Bauern setzen in Franken auch auf den Tourismus. In der Datenbank des Tourismusverbands Franken sind allein 122 Bauernhöfe gelistet, die auf ihrem Hof Ferienangebote unterbreiten.

Öko

Nach Mitteilung des Bauernverbands haben inzwischen etwa acht Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in Franken auf ökologische Landwirtschaft umgestellt. Heißt: Es handelt sich genau um derzeit 1673 Ökobetriebe in Franken, die über eine durchschnittliche Betriebsgröße von 43,5 Hektar verfügen. Was machen die anders als die konventionellen Betriebe? Ökologische Landwirtschaft verzichtet weitgehend auf den Einsatz synthetischer Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger. Gentechnisch veränderte Pflanzen kommen ebenfalls nicht zum Einsatz.
Ökologisch produzierte Lebensmittel dürfen zudem vor dem Verkauf als Bio-Produkte keinerlei künstliche Aromen, Geschmacksverstärker oder Konservierungsstoffe beigefügt werden. Inzwischen hat sich die Ökolandwirtschaft zu einem wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt. ang