Das fiel schon beim kleinen CSU-Parteitag in Bamberg auf: Hans-Peter Friedrich wirkte rein äußerlich trotz des Rummels um seine Person zu keiner Zeit in irgendeiner Form wie ein Getriebener. Trotz permanenter Journalistenanfragen, Interviews. Der Ex-Minister antwortete bestimmt, ruhig, wie einer, der sich nichts vorzuwerfen hat. "Ich habe einfach keine Lust, mit negativen Gedanken meine Psyche zu belasten," erklärte er gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Und mit Bewertungen des Verhaltens anderer hält er sich zurück. Kurz auf die Ereignisse der letzten Tage angesprochen bilanziert er abschließend:"Ich bin verantwortlich mit den mir zur Verfügung stehenden Informationen umgegangen." Schließlich habe er nicht in irgendeiner Stammtischlaune Geheimnisse ausgeplaudert, sondern den SPD-Parteichef in einer für dessen Partei hochbrisanten Angelegenheit informiert. Das sei seine Pflicht gewesen. Was andere in sein Verhalten hineininterpretieren, interessiere ihn eher weniger.Gut getan haben ihm sicher die auf dem Parteitag entgegengebrachten Sympathie-Beweise der Delegierten. "Ich habe auf eine freundliche Begrüßung gehofft. Mit einer so großartigen Bekundung der Solidarität habe ich allerdings nicht gerechnet", gesteht Friedrich. Die stehenden Ovationen dürften auch beim CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer Eindruck gemacht haben. Wichtig für den geradlinigen Oberfranken, der mit dem politisch wendigen CSU-Parteichef nicht immer auf gleichem Kurs liegt. Ob Seehofer die Demission Friedrichs aktiv mitbetrieben hat, steht dahin. Verhindert hat er sie nicht. Wie geht es weiter? Haben die Ereignisse, die zum Rücktritt als Bundeslandwirtschaftsminister führten Auswirkungen auf die weitere politische Arbeit? Friedrich denkt kurz nach. "Irgendwie bin ich psychisch freier geworden", bekennt er. "Wissen Sie, der Freitag, das war für mich der absolute Tiefpunkt. Schlimmer kann es für mich politisch nicht mehr kommen".Erleichterung also? Nicht unbedingt. Aber es müsse ja weitergehen. Auch für die Familie. Die sei weniger dickfellig als der Politiker Friedrich und habe unter den Ereignissen entsprechend gelitten. Inzwischen stehen in Friedrichs Berliner Abgeordnetenbüro erneut Umzugskisten. Diesmal aus dem Landwirtschaftsministerium. Er will gar nicht groß auspacken. "Die Karawane zieht weiter", merkt er ein wenig sarkastisch an. An Umzüge hat er sich inzwischen gewöhnt. Seit 2009 wurde er alle zwei Jahre mit einem neuen Amt betraut. Zuerst als Vorsitzender der CSU-Landesgruppe, dann als Innenminister, zuletzt als Agrarminister. Alles keine leichten Aufgaben. Jetzt wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden der Unionsfraktion gewählt. In dieser Funktion steht ihm auch wieder ein größeres Büro zur Verfügung. Dorthin wandern die Umzugskisten.Als neuer Fraktions-Vize wird sich Friedrich um Europa kümmern. Der Oberfranke wird diesen Job erledigen wie bisher - unbequem, geradlinig.