Am 19. Februar ging die eher ungewöhnliche, kleine Anfrage offiziell beim Berliner Senat ein. Sie wirft die Frage auf, ob Berlin für den Fall einer Zombie-Katastrophe gerüstet ist. Hintergrund ist eine Initiaitve der US-amerikanischen Seuchenschutzbehörde Centre for Disease Control and Prevention (CDC). Dort kam man 2011 auf die Idee, die Aufmerksamkeit für den Katastrophenschutz über eine Zombie-Kampagne zu erhöhen. Zombies sind schließlich längst in der Pop-Kultur angekommen, spätestens seit so erfolgreichen Filmreihen wie "Resident Evil" oder Komödien wie "Shaun of the Dead". Jüngstes Beispiel ist die romantische Komödie "Warm Bodies". Fundament eines jeden Zombiefilms, ob ernst oder lustig, ist eine weltweite Seuche, deren Opfer zu fleischfressenden Monstern mutieren und hoch ansteckend sind, die Krankheit wird meist per Biss übertragen. Be Prepared Die Idee des CDC war also, ein beliebtes Popkultur-Phänomen zu nutzen, um für das sonst wenig spannende und populäre Thema Katstrophenschutz zu werben. Tenor der Kampagne: Wer auf die Zombie-Apokalypse vorbereitet ist, der übersteht auch reale Katastrophen wie Hurricanes, Erdbeben und Pandemien. Lässt man die eher martialischen Vorgehensweisen aus Zobiefilmen beiseite, ergeben sich tatsächlich große Parallelen: So gilt es, Vorräte anzulegen, also Wasser, Essen, Medikamente und Werkzeuge. Es sollte ein Notfallplan bestehen, um im Fall einer Evakuierung vorbereitet zu sein, egal ob Zombies die Nachbarschaft durchstreifen oder eine Sturmflut droht. Die Evakuierungsroute muss klar sein und Notrufkontakte sollten in einer Liste zusammengetragen werden. Die Antwort des Senats Diese umfangreiche und recht erfolgreiche Kampagne in den USA hat die Piraten nun in Berlin veranlasst, mal nachzufragen, wie es denn hierzulande um den Zombie-Katastrophenschutz bestellt sei. Die Antwort kam am 12. März zurück ins Abgeordnetenhaus und fiel erwartet schroff und humorlos aus: "Das Centre for Disease Control and Prevention hat mit den Zombie Preparedness Informationen entgegen Ihrer Annahme kein Handbuch zu Verhaltensweisen während einer "Zombie”-Katastrophe erstellt, vielmehr handelt es sich um einen Ansatz der Problemsensibilisierung von Bevölkerungsschichten in den USA, die bislang schwer für Katastrophenvorsorge erreichbar waren. Zielgruppenspezifisch sollen hier durch eine überspitzte Darstellung des Themas in Form von Comics Jugendliche zur eigenen Vorsorge im Bereich des Katastrophenschutzes im Allgemeinen angeregt werden. Allerdings entspricht die Art und Weise der Darstellung dieses sehr wichtigen Themas nicht dem Verständnis des Senats von sinnvoller Katastrophenvorsorge." (aus der Antwort auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Christopher Lauer und Simon Kowalewski (PIRATEN) Drucksache 17 / 11 591) Damit ist die kleine Anfrage der Piraten also mehr oder minder abgeschmettert, sie haben ihren Ruf als Spaßvögel und Polit-Kindergarten bestätigt und alle Welt lacht. Aber ist es so einfach? Ist es wirklich so, dass die Piraten - wie ihnen welt.de vorwirft - "in der Textanalyse offenbar eher unbewandert" sind? Es liegt wohl eher an der Ungeschicktheit beim Setzen von Themen, welche die Piraten schon des Öfteren an den Tag gelegt haben. Natürlich handelt es sich bei der CDC-Kampagne nicht ernsthaft um eine Anleitung zum Verhalten im Fall einer Zombie-Invasion. Wohl ist das Ganze so geschickt daran aufgezogen, dass die Maßnahmen wohl wirklich auch im (unrealistischen) Fall der Fälle greifen würden. Natürlich ist die Zielsetzung der Seuchenschutzbehörde nicht, die US-Bürger ernsthaft auf Angriffe von Untoten vorzubereiten, sondern es geht um Aufmerksamkeit für den Katstrophenschutz. Aber die Frage, die von den Piraten ebenfalls gestellt wird, aber - und hier kommt die erwähnte Ungeschicktheit ins Spiel - leider nicht im ersten Absatz ihrer kleinen Anfrage - im Zuge der Antwort einfach ignoriert wird, ist die eigentlich interessante: "Wie bewertet der Senat eine solche öffentlichkeitswirksame Idee, um die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf die Website der zuständigen Seuchenschutzbehörde zu lenken und sie für Katastrophenszenarien wie den Ausbruch gefährlicher Infektionskrankheiten zu sensibilisieren?" (Aus der kleinen Anfrage der Abgeordneten Christopher Lauer und Simon Kowalewski (PIRATEN) Drucksache 17 / 11 591) Das Ehrenamt stärken Diese Frage bleibt leider unbeantwortet und im Medienecho ebenfalls ungehört, denn zu steil ist die Vorlage, um einmal mehr über die Piraten lachen zu können. Reduziert man die Anfrage auf ihren eigentlichen Kern, so bleibt die berechtigte Überlegung, ob das Medien-Phänomen Zombies nicht auch hierzulande ein geeignetes Vehikel wäre, um gerade Jugendliche auf die Themen Seuchenschutz und Katastrophenvorsorge aufmerksam zu machen. In den USA gibt es in vielen Städten zudem Gruppen, die sich "Zombie Squad" nennen und sich treffen, um sich - nicht ganz ernst gemeint - auf die Zombie-Apokalypse vorzubereiten. Was sie jedoch darüber hinaus tun, ist die Vorbereitung auf tatsächliche Notfälle, etwa sich im Katastrophenfall um Nachbarn zu kümmern und gemeinsam zu überleben. Auch betätigen sie sich ehrenamtlich beim Roten Kreuz und unterstützen und veranstalten Spendenaktionen. Deutschland drohen weniger Katastrophen als den USA, Hurricanes sind hier eher selten, aber die Stärkung ehrenamtlicher Tätigkeit ist keine schlechte Sache und sich eines popkulturellen Phänomens zu bedienen, ist noch längst kein Abschied von der Sachlichkeit. Mit dem humorvollen Zugang zu schweren Themen scheinen sich deutsche Behörden, zumindest die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, allerdings noch etwas schwer zu tun. So wie die Piraten mit der Politik. Ob man da nicht voneinander lernen könnte?