Zum Glück gibt es ja Studien ...

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So bewerten die Menschen ihre subjektive Lebenszufriedenheit Skala: 0 (sehr unzufrieden) bis 10 (sehr zufrieden) Foto/Quelle/Grafik: dpa
So bewerten die Menschen ihre subjektive Lebenszufriedenheit Skala: 0 (sehr unzufrieden) bis 10 (sehr zufrieden) Foto/Quelle/Grafik: dpa

Franken belegt im "Glücksatlas" der Post nur noch Platz 13 von 19. Ob all die vielen Erhebungen wirklich auch aussagekräftig sind, bezweifeln allerdings manche Experten.

Es ist ein Grund, unglücklich zu sein: 2011 belegte Franken im "Glücksatlas" der Deutschen Post noch Rang 4, in der aktuellen Ausgabe ist Nordbayern auf Platz 13 abgerutscht, hinter Nordrhein und Köln und nur knapp vor Berlin.

Statistiker sind bei der Bewertung von Erhebungen wie der zum Glück eher zurückhaltend, weil die Zahlen umso weniger aussagekräftig sind, je abstrakter der Begriff ist, nach dem gefragt wird. Ein Beispiel: Fragt man die Menschen, ob sie sich zu dick fühlen, ergibt die Erhebung ein völlig anderes Bild als ein objektiver Blick auf die Waage.

Kann man Glück also überhaupt messen? Ja, sagt die Post, die sich für den Glücksatlas auf die Daten des sozio-ökonomischen Panels stützt. Hier ermitteln Demoskopen seit Jahrzehnten, wie zufrieden die Menschen mit ihrem Leben sind.
Durch die zeitlichen und räumlichen Vergleichsmöglichkeiten sind diese Daten "sehr aussagekräftig", wie ein Sprecher der Deutschen Post meint.

Zudem hat die Post weitere Statistiken ausgewertet (von den Grundstückspreisen bis zur Selbstmordrate) und eine eigene Umfrage unter 3073 Bundesbürgern in den 19 deutschen Regionen durchführen lassen. Dabei ging es um die "Lebenszufriedenheit und die Stimmungslage", nicht ausdrücklich also um das Glück.

Franken im freien Fall?

In jedem Fall fängt die Arbeit für die Meinungsforscher jetzt erst an, denn manches Ergebnis aus dem Glücksatlas schreit geradezu nach genauerer Interpretation. Wie kommt es zum Beispiel, dass die Hamburger/Holsteiner stoisch ihre Spitzenplätze behaupten und die Brandenburger ebenso unverrückbar die Rote Laterne, während Franken binnen zwei Jahren von Platz vier auf Rang 13 fällt?

Mit entscheidend für das diesmal mittelmäßige Abschneiden ist der Bereich Gesundheit, und gerade hier zeigen sich die Schwächen der Glücks-Studie: Sehr negativ in die Waagschale fiel der steigende Anteil pflegebedürftiger Menschen. Das ist aber eine rein statistische Größe, die mit der demografischen Entwicklung in Franken zusammenhängt: Die Menschen werden im Durchschnitt immer älter und damit auch öfter krank, während es die Jungen und Gesunden stärker in die Zentren zieht. Damit suggeriert die Studie, dass ein junger Mensch, der in der Ferne sein Glück sucht (suchen muss), glücklicher ist als ein älterer Mensch, der den Lebensabend in seiner Heimat verbringt. Ob das wahre Glück wirklich solch simplen Formeln folgt?

Die Post-Studie hat für die Franken freilich auch Erfreuliches im Paket: So sind die Nordbayern sehr zufrieden mit ihrer Arbeit (Rang 3 von 19) und mit ihrer Wohnsituation (4/19). In der Summe ermittelten die Statistiker für Franken einen Glückswert von 6,95 auf der Skala von 0 bis 10. Südbayern liegt bei exakt 7,00. Der Spitzenreiter Schleswig-Holstein kommt auf satte 7,31 Punkte, das Schlusslicht Brandenburg nur auf 6,52.

Trösten können sich die Franken auch mit einigen anderen Studien, die dieser Tage erschienen sind - so etwa das Ranking der "faulsten Städte Deutschlands", bei dem Gelsenkirchen, Duisburg und Halle (Saale) die Tabelle anführen. Als einzige fränkische Stadt im Ranking ist Nürnberg nahe dran an den fleißigsten Städten der Republik, allen voran München.

Mit Fleiß und Glück hat eine weitere Statistik zu tun, die keiner braucht: Die "Welt am Sonntag" will wissen, in welchen Städten das Geschäft mit dem Sex am besten floriert. Hier liegt die sogenannte Provinz vorne: Augsburg und Trier sind mit 244 und 237 Prostituierten je 100.000 Einwohner die deutschen Städte mit dem quirligsten Rotlichtmilieu. Auf Rang 3 und 4 landen Nürnberg und Erlangen; die fränkischen Metropolen lassen beim ältesten Gewerbe der Welt die Weltstädte München und Berlin alt aussehen. Ob der Fleiß in diesem Metier Eingang in die Studie zur Faulheit in deutschen Städten fand, ist offen. Glücklich war die Kundschaft hier aber wohl allemal. Und zwar ganz ohne Studie ...