Im Ukraine-Krieg bringt Russland die meisten der eigenen Waffensysteme zum Einsatz. Darunter ist auch das weltweit größte Artilleriegeschütz – das Waffensystem 2S7M Malka. Das Besondere an diesem Waffensystem ist, dass es neben konventionellen Granaten auch taktische Atomgranaten verschießen kann. Ein Hinweis, dass sich Putin auf den Einsatz von Nuklearwaffen vorbereitet? 2S7M: Entwickelt für den taktischen Nuklearschlag Das Artilleriegeschütz wurde in den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt und ist bis heute das schwerste Geschütz der Welt. Auf einer selbstfahrenden Lafette, die den Unterbau des Panzers T-64 verwendet, ist eine Kanone angebracht, die Granaten mit dem Kaliber 203 mm verschießt. Die 2S7 wiegt insgesamt 46 Tonnen.  Das Geschütz hat zwar schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel, wurde aber immer wieder modernisiert, zuletzt 2015. Seitdem kann das Waffensystem Granaten über eine Distanz von bis zu 55 km verschießen und kann 3 Schuss pro Minute abfeuern. Die Selbstfahrlafette hat eine Reichweite von 450 km. Im Dezember 2021, in Vorbereitung auf die Invasion in der Ukraine, wurde das Geschütz wieder in Dienst gestellt, wie das„German Institute for Defence an Strategic Studies“ (GIDS) an der Bundeswehruniversität Hamburg im März berichtete.  Die Besonderheit an der 2S7M Malka ist aber nicht ihre schiere Größe, sondern die Tatsache, dass sie neben konventionellen Granaten auch nukleare Gefechtsfeldwaffen verschießen kann, kurz gesagt: Nukleargranaten. Das Geschütz wurde im Kalten Krieg für den Einsatz mit taktischen Atomwaffen entwickelt. Aus diesem Grund war ein Großteil der 2S7M-Geschütze bis zum Abzug der sowjetischen Truppen aus Ostdeutschland in der damaligen DDR stationiert. Im Fall einer Eskalation mit den Nato-Truppen hätten diese Geschütze Atomgranaten gegen Westdeutschland eingesetzt.  Plant Russland den Einsatz taktischer Atomwaffen in der Ukraine? Das selbstfahrende Geschütz wurde mehrfach in der Ukraine gesichtet und ist nach Aussage mehrerer Expert*innen auch schon für die konventionelle Kriegsführung eingesetzt worden. Grund für den Einsatz ist laut der israelischen Plattform „defense-update.com“ das Bemühen, die Einsatzreichweite zu erhöhen. Artilleriesysteme mit kürzerer Reichweite sind verwundbarer für Gegenmaßnahmen, wie der Ukraine-Konflikt mehrfach gezeigt hat.  Nachdem Russland bereits wenige Tage nach Beginn des Ukraine-Kriegs die nukleare Abschreckungsbereitschaft erhöht hat, wird immer wieder die Sorge geäußert, dass Putin den Einsatz von Atomwaffen plant.  Zumindest die Möglichkeit ist mit der 2S7M Malka gegeben. Diese schwere Artillerie kann im Bedarfsfall mit nuklearen Gefechtsfeldwaffen ausgerüstet werden. Das GIDS sieht in der Verlegung der 2S7M Malka einen „Indikator für die Heranführung von Dual-Capable Systemen, die zu gegebener Zeit nukleare Gefechtsfeldwaffen einsetzen könnten“. Die Anhebung des Alarmstatus erlaubt aus russischer rechtlicher Sicht laut GIDS die „Zuordnung von nuklearen Wirkmitteln zu den jeweiligen Verbringungsmitteln (Raketen, Flugzeuge, Artillerie) sowie anderen Systemen. Aufgrund der Änderung des Alarmzustandes, wurden nun die Codes, die nötig sind, die Raketen und die  Sprengköpfe zu verbinden, an die unterstellten Bereiche ausgegeben. Somit können nun  Gefechtsformationen der russischen Armee mit nuklearen Wirkmitteln ausgestattet werden.“ Russische Militärdoktrin baut auf taktische Atomwaffen In der russischen Militärdoktrin spielt die Möglichkeit des Einsatzes von taktischen Atomwaffen eine wichtige Rolle. Spätestens seit 2020 hat die Militärführung die Unterlegenheit ihrer konventionellen Streitkräfte anerkannt. Taktische Atomwaffen sollen diesen Nachteil ausgleichen: Nukleare Granaten, abgefeuert etwa durch die 2S7M Malka, sollen Breschen in die Front schlagen.  Diese Doktrin ähnelt den Plänen der Nato während des Kalten Kriegs. Die Streitkräfte des westlichen Bündnisses waren den sowjetischen Truppen weit unterlegen und wären in einer konventionellen Auseinandersetzung bald überwältigt worden. Daher sah die Strategie der Nato vor, taktischen Atomwaffen in großer Zahl einzusetzen, ebenso durch Atomgranaten, aber auch durch Freifallbomben.  Laut Einschätzung des Faktenchecks des GIDS sind sowohl die Anhebung der Alarmbereitschaft der russischen Abschreckungskräfte als auch die Verlegung von „dual capable“-Systemen dafür, dass „Russland seine konventionellen Formationen nuklear stärken will, insbesondere für den Fall, dass eine etwaige konventionelle Niederlage vor Kiew drohen könnte“. Den russischen Truppen ist es nicht gelungen, Kiew einzunehmen, im Gegenteil: Inzwischen ist die ukrainische Armee sogar zu Gegenoffensiven übergegangen. Dies verstärkt die Sorge, dass Putin in absehbarer Zeit auf die nukleare Option zurückgreifen wird.  Auch interessant:  Atombombe auf Berlin: Das wären die Folgen eines Atomkriegs in Deutschland Drohungen mit Atomschlag: Kann Putin einfach den "roten Knopf" drücken? Russland droht im Staatsfernsehen mit Atomschlag: "In 106 Sekunden in Berlin"